Victoria Bodevin

über mich

 

ERZÄHL DOCH MAL!

 
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Auszug aus Gesprächen, die für die Entwicklung dieser Website stattfanden


Victoria, als ich dich gefragt habe, welche Fähigkeiten dir als Architektin besonders bedeutsam scheinen, hast du geantwortet: Zuhören und Erkunden. Kannst du uns etwas mehr dazu erzählen?
Ich glaube, wir Architekten sollten besser zuhören - den Menschen, der Geschichte und der Landschaft. Es geht darum einen zu gestaltenden Lebensraum und seine Potenziale so gut zu verstehen, dass ich fundierte Entscheidungen treffen kann und eine Idee entwickle, die wie eine Antwort auf das Gehörte und Wahrgenommene wirkt. Ich bin jedenfalls definitiv kein Fan von Gebäuden, über die man sagt „Es ist halt ein Gebäude, so wie Architekt XY eben Gebäude plant.“



Eines deiner Steckenpferde ist die Konzeption und Realisierung von gastronomischen Interieurs: Was interessiert dich daran besonders?
Seit in den Höhlen Feuer zum Zubereiten von Speisen genutzt wurde, ist das Kochen und das Essen teilen ein sinnliches und friedensstiftendes Ritual von uns Menschen. Ich liebe es, Räume zu gestalten die zugleich öffentlichen und privaten Charakter haben, die als Arbeitsumfeld für die Mitarbeiter des Restaurants genauso gut funktionieren wie als Auszeit vom Alltag für die Gäste. Und die eine Geschichte erzählen, die stimmig zum Ort oder zur Markenidentität sind. Ich habe (als Mitarbeiterin des Büros YKRA in Genf) die Brasserie „Les Brasseurs“ in Lausanne, die in die Jahre gekommen war. Es ging darum diesen Begegnungsort mit dem Visual Design und Marketing Team neu zu denken und ihm Frische einzuhauchen.


Der Fokus deiner Arbeit liegt in der behutsamen Sanierung und Adaptierung alter Substanz. Was reizt dich daran?
Ich finde die Arbeit mit alter Substanz schlichtweg sehr spannend. Richtig in die Althaus-Sanierung eingetaucht bin ich im Zuge der Arbeit an unserem Familien-Chalet in Zinal, ein Gebäude, das 1870 als erstes Gasthaus in einem Dorf mit knapp 300 EinwohnerInnen erbaut wurde. Das Chalet steckt voller Geschichten, die Arbeit mit alter Substanz zwingt uns ihre Vergangenheit zu erforschen und zu verstehen wie etwas gelöst wurde. Viele handwerklichen Details erzählen uns, wie die Menschen gelebt haben und jede Zeit hat ihr eigenes Vokabular.

Ich empfinde diese Art der Arbeit als laufenden Diskurs mit den historischen Schichten eines Orts. Seine Transformation hat zum Ziel, die Ansprüche unserer Zeit gut zu integrieren und neue Lösungen dafür zu entwickeln. Das Leitmotiv in diesem Prozess würde ich mit „Doing more with less” beschreiben.


Was sind wichtige Arbeitsfelder für Architektinnen in den kommenden 10 Jahren?

Mit der Schweizer Raumordnung soll der Zersiedelung und Urbanisierung entgegengewirkt werden um die Landschaft zu schützen. Dadurch sehe ich ein großes Arbeitsfeld in der Adaptierung bzw. in der klugen Nutzung der kleinen noch bebaubaren Flächen um ein gutes Maß an Nachverdichtung zu erreichen.

In Zeiten von extremem Tempo und hektischen Städten sind Rückzugsorte in der Natur ein Luxus. Die Sanierung und Renovierung des Schweizer Architekturerbes für den Tourismus ist daher ein großes und interessantes Arbeitsfeld. Mir geht es in diesem Kontext darum, die Geschichte eines Ortes und seine Schönheit sichtbar zum machen.

Und schließlich: dank meiner vielen Reisen und der verschiedenen Länder, in denen ich gelebt habe, der Bedeutung der Architektur als Instrument zur Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingungen bewusst geworden. Die Entwicklung und Verbesserung des bestehenden Wohnraums ist eine dringende Aufgabe.


In unseren Gesprächen hast du mehrfach das Wort „Demut“ verwendet Was meinst du damit genau?

Demut bedeutet für mich als Architektin, mich selbst nicht in den Vordergrund zu stellen, sich auf ein „Step by Step-Vorgehen“ einzulassen: die Bedürfnisse des Kunden hören, auf die Baustelle gehen und mit dem Ort in ein Gespräch eintauchen, den Ort verstehen, seine Topografie und seine historischen Schichten erfassen, und erst dann entwerfen. Mein Ziel ist es immer, dass Natur und Architektur ineinander übergehen und ein warmes, einladendes Setting für Menschen entsteht.